DiVerses für Augen und Ohren

Zum Lesen und Anhören

Die Anakonda

Im Urwald war die Anakonda

bekannt als riesen Hypochonder.

Mal war’s ein Stechen in der Brust

dann Blasenschwäche, Hörverlust,

mal Hitzewallung, Juckreiz auch,

dann dieses Zieh‘n im Unterbauch.

Mit Ärzten tat sie sich’s verscherzen

durch Klagen über Gliederschmerzen,

auch ihr Mutmaßen über Gicht

beflügelte ihr Anseh‘n nicht.

Zudem erlag’s der Illusion

von erektiler Dysfunktion,

was ausgeschlossen ganz und gar

weil sie genetisch weiblich war.

Als eines Tages sie verstarb,

kaum jemand kam zu ihrem Grab.

Denn alle stimmten überein:

„Den Tod, ach, bildet sie sich ein.“

Illustration: Inge Wurzinger

Illustration: Inge Wurzinger

Das Zebra

Das Zebra war höchst deprimiert,
denn statt gestreift war es kariert.
Gewiss solch’ Karomuster gelten
in Zebrakreisen als …

Das Bison

Es war einmal ein Bison,

das hatte einen Ziehsohn.

Doch sah man ihn fast nie

am Tag in der Prärie,

weil er, was niemand wusste,

zuhause BÜFFELN musste.

Illustration: Inge Wurzinger

Die Kifferbienen

Das Bienenvolk der Streuobstwiese

ist außer sich! Regierungskrise!

Die Königin legt mehr kein Ei,

im Eck liegt sie voll breit und high

und fragt die Bienen auf den Waben,

ob sie noch was ...

Der König der Fische

Die Fische trafen sich im Meer,

so in der Mitte ungefähr,

um zu erwählen untertänig

aus ihrem Kreise einen König.

Sehr rasch gekürt war als Monarch

ein edler Hering, welcher sprach:

„So hört mein Manifest

und folget drei Dekreten:

Punkt eins, wenn ihr einander fresst,

verschluckt euch nicht an Gräten!

Punkt zwei: Wer künftig schwärmt,

tu‘ dies in Schwärmen unverdrossen,

doch wer für andre schwärmt

als mich, der kriegt eins auf die Flossen.

Und drittens, hört! Ich sag es klar,

fortan für jeden gilt dasselbe:

DAS MEER IST KEIN PISSOIR!

Ja, nicht einmal das Gelbe!“

Das Känguru

Im Busch dem Känguru

enthuschte einst ein Puh.

Der Puh zunächst nicht stört,

da er blieb ungehört.

Als plötzlich man jedoch

ihn bis Neuseeland roch.

Das Känguru im Sprung

flüstert „Entschuldigung“.

Der Pandabär

Im Urwald trägt der Pandabär

auf seinem Kopf stets Underwear.

Gelernt hat er die Eigenart

von seiner Tante Eberhard,

die/der einst schon im Pariser Zoo

allsonntags coram publico

bestrich mit rotem Nagellack

das Ohr sowie den Hodensack

von Rilkes Panther nebenan,

der so verfiel dem Psycho-Wahn,

und plötzlich tausend Stäbe sah,

wo höchstens waren bloß ein paar,

und später dann, recht tragisch war’s

mit einem Ma(h)l sich selber fraß,

mit Kopf und Fuß und schwarzem Haar.

Die Szene doch recht sonderbar

hielt fest mit Farben klar und hell

ein Dadaist als Aquarell.

Das Bild ging um die ganze Welt,

sah überall man ausgestellt.

Am Kunstwerk sich die Geister schieden,

geklaut wurd‘ es von Meisterdieben,

bevor das Bildnis in die Hände kam

von einem Inder, der’s am Ende nahm

mit auf ein Schiff, welches gestrandet,

an einem Riff, das Bildnis landet

im Urwald, wo‘s der Pandabär

nicht seh’n kann weg’n der Underwear.

Illustration: Inge Wurzinger

Der Fuchs und der Luchs 

Im Garten der Liebe

Das vermutlich veganste Liebesgedicht der Welt.

Die drei Weißen aus dem Burgenland

oder Die ganze Wahrheit über Weihnachten